Hörbuch Adressat unbekannt

[Hörbuchrezension] Adressat unbekannt von Kressmann Taylor

Bei Adressat unbekannt handelt es sich um einen Briefroman, den ich als Hörbuch in Händen halte.

Hörbuchrezension* Adressat unbekannt von Kressmann Taylor

  • Gelesen von Matthias Brandt und Stephan Schad
  • Verlag: ZYX Music – erscheint im November 2012
  • ca. 60 Minuten Laufzeit
  • UVP: 11,95 Euro
  • ISBN: 978-3-86549-903-5

Inhalt:
«Adressat unbekannt», erstmals 1938 veröffentlicht, ist ein literarisches Meisterwerk von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtergreifung, zeichnet dieser Roman in bewegender Schlichtheit die dramatische Entwicklung einer Freundschaft.

Meine Meinung: Eine Freundschaft zweier Menschen einem Deutschen Martin und Juden Max findet in einer Brieffreundschaft fort als Martin wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, da er sich nie in Amerika daheim fühlte. Martin berichtet am Anfang noch über die Vorzüge seines neuen Hauses und den Lebensbedingungen in Deutschland. Er schreibt erst noch sehr skeptisch über die politische Neuordnung, die sich in Deutschland allmählich vollzieht. Denn sog. neuen Führer hält eher für einen Sprücheklopfer. Die Schandtaten gegenüber den Juden sieht er noch als Nebensächlichkeiten an. Aber je mehr er und seine Familie unter dem Einfluss des NS-Regimes stehen, desto mehr geht dieses Gedankengut auf sie über. Martin sieht nach nur ein paar Monaten die Sache nicht mehr so skeptisch und ist sogar begeistert. Aber man merkt je mehr er unter dem Einfluss des NS steht, desto mehr zerbricht die Freundschaft zu Max-, weil er eben jüdisch ist. Je mehr die Zeit verstreicht, desto eindringlicher bittet er Max ihm nicht mehr zu schreiben. Sonst könnte die Verbindung zu Juden für ihn mehr als schadhaft sein, denn er gehört ja nun Er hatte eigentlich nie Probleme mit Juden erst durch den schädlichen Einfluss der NS fängt er allmählich an dieses Gedankengut immer mehr zu verinnerlichen. Er ist nun die Meinung das es die Juden ja Schuld haben müssen, sonst würde man sie nicht so hassen. Er versucht sich ständig durch Ausreden zu rechtfertigen für sein Nichtstun bzw. Tun.

Max dagegen berichtet über die Vorkommnisse in ihrer gemeinsam betriebenen Galerie in Amerika und er vermisst die Gesellschaft seines Freundes. Da er mehr über die Schandtaten des NS-Regimes erfährt, durch befreundete andere Juden – die es gerade noch aus Deutschland schafften. Er warnt sogar seinen Freund vor diesem Einfluss. Er ist erschreckt wie bei seinem Freund so ein extremer Sinneswandel eingetreten ist. Martin war mehr als liberal eingestellt und unterschied noch Recht vom Unrecht. Max versteht einfach nicht wieso sich sein Freund plötzlich so von diesem falschen Gedankengut mitreisen lässt. Immer noch an den Gerechtigkeitssinn von seinem Freund glaubend schreibt Max, das er seine Schwester in Deutschland helfen wird. Die aus Dummheit nach Deutschland reiste. Leider ein tragischer Fehler. Deshalb schreibt er Martin immer und immer wieder und weiß leider nicht, dass er ihn dadurch immer mehr in Schwierigkeiten bringt. Denn der gute Freund hat nur  an seinem Leben bzw. der Familie Interesse. Irgendwann bekommt Max den Brief ungelesen zurück, mit der Aufschrift „Adressat unbekannt“

Mein Eindruck: Es ist erstaunlich, wie man beide Seiten mit ihren Gedanken beobachten bzw. zuhören kann. Wie würden wir reagieren, wenn wir in dieser Zeit leben mussten-Armut nach dem Krieg und plötzlich erscheint jemand der Hoffnung bringt. Aber mich erschreckt besonders wie kann aus einem rechtschaffenen Menschen so schnell etwas Gegenteiliges werden. Wahrscheinlich, weil man ständig und überall mit der NS-Propaganda konfrontiert wurde. Wer eine andere Meinung hatte, wurde sofort ausgegrenzt oder sogar verhaftet und umgebracht. Es grenzt an Gehirnwäsche und ich denke das war damals von langer Hand geplant, anders kann ich mir das wirklich nicht vorstellen wie man in so kurzer Zeit so werden kann. Ich verstehe es einfach nicht. Der Roman, indem Sinn als Hörbuch ist wirklich ein harter Tobak für mich. Aber jeder sollte den Roman wenigstens gelesen haben und ich denke, so ist man hoffentlich nicht mehr in Zukunft so blöd sich von so was blenden zu lassen. Vor allem der Satz „Wir reinigen unseren Blutstrom von den minderwertigen Elementen“ lässt mich erschaudern. Da müssen doch alle Alarmglocken schrillen und jeder sofort begreifen was damit wohl gemeint ist. Aber die Deutschen wussten entweder von den schrecklichen Vorkommnissen im eigenen Land nicht Bescheid oder sie wollten es übersehen. Die Judenverfolgung war anscheinend nur ein notwendiger Nebeneffekt für das Wohl Deutschlands gewesen. Welch ein Irrtum.

Ich war die ganze Zeit über sauer auf den Protagonisten Martin – warum lässt er seinen Freund im Stich bzw. warum kündigt er die Freundschaft. Wenn er soviel Angst vor der Aufdeckung seiner Verbindung zu seinem Freund hatte, warum hat er dann Deutschland nicht einfach verlassen. Mir wäre eine Freundschaft wirklich wichtiger. Der Roman erschien bereits 1938 in Amerika, leider schaffte er den Weg nicht nach Europa erst Jahrzehnte später. Vielleicht hätte er noch viele umgebracht, wer weiß es schon. Wer sich gerne mit der Geschichte Deutschlands auseinandersetzen will, sollte sich auch dieses Hörbuch anhören. Hier bekommt ihr ein wenig Einsicht, wie es früher wohl war.

Was würdet ihr unter der Aufschrift „Adressat unbekannt“ vermuten? Wäre das ein Hörbuch für euch?

[Hörbuchrezension] Leinen los, Seeräuber-Moses von Kirsten Boie

Ich darf ein Hörbuch für Kinder rezensieren. Genau das Richtige für meinen Sohn, aber auch für Mädchen. Denn es geht um eine Seeräubergeschichte und einer Prinzessinnen-Geschichte in einem.

Hörbuchrezension* „Leinen los, Seeräuber-Moses“ von Kirsten Boie.

  • Verlag: Jumbo Verlag
  • Gelesen von: Karl Menrad
  • Länge: 430 Minuten
  • Medium: CD
  • Musik: Ulrich Maske
  • Preis: 19,99 Euro
  • ISBN: 978-3-8337-3245-4
  • Genre: Kinder-Hörbuch

Klappentext: Sticken, Knicksen und lieblich Singen am Königshof ist nicht ihre Sache. Immer wieder denkt Moses sehnsüchtig an die Zeit zurück, als sie noch ein wildes Seeräuberkind auf der „Wüsten Walli“ und keine vornehme Prinzessin war….

Meine Meinung:

Moses die kleine Seeräuberin, ja der Name verwirrt etwas, ist nun Prinzessin und vermisst ihr altes Leben. Der Prinzessinnenalltag ist nicht gerade das Richtige für sie, eher ziemlich langweilig und dem höfischen Gehabe kann sie einfach nichts abgewinnen. Aufgewachsen ist sie eigentlich auf dem Seeräuberschiff der „Wilden Walli“. Allerdings ist sie die verschwundene Tochter des Königs und der Königin. Keiner der beiden jegt Zweifel daran, das es so ist. Daher lebt sie nun am Hof und lernt nun was es bedeutet eine Prinzessin zu sein. Aber als zwei Fremde auftauchen und behaupten ihre Pflegetöchter wären je die wirkliche Prinzessin, fängt Moses doch selbst etwas zu zweifeln an. Als der fiese Häuptling Ubbo Wutwalle auch noch den „Blutrubin“ stiehlt, zugehörig der Prinzessin,  ist das Durcheinander nun perfekt. Daher passt es ihr recht gut, das sie die Gelegenheit bekommt den Hof zu verlassen. Unrecht kann sie einfach nicht haben. Also sticht sie kurzerhand wieder mit ihren Seeräubervätern in See, um ihn wiederzubekommen. Das Problem wer nun Prinzessin ist oder auch nicht, kann auch nachher geklärt werden. Vielleicht kann beides verbunden werden. Wie es ausgeht, wird natürlich jetzt nicht verraten.

Das Hörbuch ist auf ganze 5 CDs verteilt. Je CD sind es etwa 86 Minuten, die Gesamtspielzeit sind 430 Minuten. Kein Wunder das ich selbst inzwischen auf digitale Hörbücher umgeschwenkt bin, sie nehmen nicht so viel Platz weg. Für kleine Kinder (4-6 Jahre) wird die ca 7-stündige Geschichte wahrscheinlich ziemlich lang erscheinen. Besonders, wenn ich da meinen Junior so ansehe. Vielleicht so 20 Minuten hört er zu und dann ist wieder was anderes interessant. Fürs Schlafengehen aber eine Möglichkeit um sich das Vorlesen im Buch zu ersparen. Allerdings sollte man die Geschichte eben in Etappen einteilen und die Kinder sind dadurch sicherlich zwei Wochen beschäftigt. Der Redner Karl Menrad besitzt eine angenehme Vorlesestimme und kann die verschiedenen Personen in der Geschichte überzeugend darstellen. Jeder bekommt seine für den Charakter passende Stimme zugewiesen. Man fiebert richtig mit und kann sich in die Geschichte gut einfinden.

Für alle die erst mit diesem Hörbuch anfangen wollen, würde ich aber eher zum ersten „Seeräuber-Moses“ raten. Hier bekommt ihr mit wie Moses zur Prinzessin geworden ist, beziehungsweise überhaupt zum Seeräuberkind wurde.

Meine Wertung:

Fesselnde, spannende und zudem lehrreiche Seeräubergeschichte